Kvothe? Wie sagt man das?

Kvothe? Wie sagt man das?

Wir alle lieben Kvothe, die charmante Hauptfigur aus Name des Windes, aber mal ganz ehrlich; wer hat sich nicht schon mal gefragt, wie zum Geier man seinen Namen ausspricht?

 

Wir, als Leser, sind damit übrigens nicht alleine, der Name ist so ungewöhnlich und schwer, dass selbst der Bote, der Kvothe in A Wise Man's Fear im Kapitel 43 sucht, um ihm eine Nachricht zu überbringen, mit ihm kämpft:

 

Ka-voth-ee“ He read slowly, then turned the envelope toward me so I could see the front {…} „It's Kvothe, actually,“ I said absentmindedly. „The 'e' is silent.“

 

Also gut, jetzt wissen wir, wie man den Namen ausspricht (englischer Aussprache folgend), aber immer noch nicht, warum Rothfuss sich ausgerechnet für seine Hauptperson einen solchen Zungenbrecher wählt: Nicht nur hat der Name doppelt so viele Konsonanten wie Vokale (was, wie man weiß, nie eine gute Voraussetzung für einfache Aussprache und wohlklingende Namen ist), sondern es gibt ihn schlicht und ergreifend nicht. Nicht im Englischen, nicht im Deutschen und auch nicht in irgendeiner anderen Sprache (glaube ich zumindest. Zugegebenermaßen habe ich diesen Punkt nicht genauestens recherchiert). Zugegeben; es ist im Fantasy-Genre für Autoren gebräuchlich, sich Namen für ihre Figuren aus den Fingern zu saugen; schließlich sind wir in einer anderen Welt und das soll man, verflixt noch mal, auch an den Namen merken. Aber Wilem ist nicht sehr weit von Will entfernt und Simmon nur ein m von Simon. Rothfuss wählt für seine Figuren also tatsächlich oft Namen, wie sie auch im Englischen gebräuchlich sind. Und wenn nicht, sind seine Namen immer passend und wohlklingend, Namen, die geradezu auf der Zunge zergehen: Elodin und Auri, Felurian und Fella (die sich übrigens nicht nur im Namen gleichen). Warum also Kvothe?

 

Tatsächlich findet sich eine überraschende Erklärung in der Aussprache des Namens: Kvothe wird genauso ausgesprochen wie das alte, nicht mehr gebräuchliche englische Wort quoth, wohl am bekanntesten aus der berühmten Zeile aus Edgar Allan Poe's Gedicht: „Quoth the raven: Nevermore!“, was soviel bedeutet wie: sprechen, sagen.

 

Demnach würde Kvothe also dasselbe bedeuten wie Re'lar: Kvothe ist ein Sprecher, jemand, der die Namen der Dinge kennt und sie benennt. Natürlich hätten wir das nie herausgefunden, wenn Rothfuss uns nicht mit seinem ignoranten Boten oder seiner Erklärung zu Beginn des Buches „My name is Kvothe, pronounced nearly the same as 'Quothe'“ (TNTW, Kap. 7) einen Hinweis gegeben hätte. Darüber hinaus ist es ein Hinweis auf den ganzen Charakter des Buches: The Kingkiller-Chronicle ist eine Geschichte, die erzählt wird, eine Geschichte des gesprochenen Wortes und da es seine Geschichte ist, ist Kvothe ihre Essenz. Kvothe braucht den Chronisten um seine Memoiren niederzuschreiben, da er selbst an der gleichen Aufgabe gescheitert ist. Auch Klänge und Musik nehmen in ihr einen großen Raum ein. Nicht umsonst ist Kvothe ein Musiker und (wie er mehrfach betont) kein Dichter.

 

I am no poet. I do not love words for the sake of words. I love words for what they can accomplish. (TWMF, K. 146)

 

Deshalb ist die Stille, die im Prolog und Epilog jedes Buches beschrieben wird, auch so bedeutsam; weil sie dem Charakter des Protagonisten genau entgegengesetzt ist. Stille bedeutet den Tod der lebendigen Sprache, den Tod der Musik und damit den Tod des Protagonisten, dessen Essenz das gesungene Wort ist und dessen Name sich erst bei seiner Aussprache erschließt.

 

 

 

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